Übersicht: Versicherungen für junge Familien
Wenn der Haushalt nach der Geburt eines Kindes wächst, müssen die Versicherungen neu geordnet werden. «Viele junge Eltern wissen oft nicht, welche Veränderungen auf sie zukommen und welche Risiken sie neu absichern müssen», sagt Katrin Rüter vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin. Und nach Erfahrungen von Verbraucherschützern sind viele Familien falsch oder zu teuer versichert - sie haben dann unter Umständen im Ernstfall keinen Schutz und verschenken Geld.
[AD 107] Grundsätzlich gilt: Wer optimalen Versicherungsschutz haben will, sollte sich nach dem GAU-Prinzip richten, das den «Größten Anzunehmenden Unfall» nicht ausspart. «Man muss überlegen: Was sind die Risiken, die existenzbedrohend sein können? Die haben Vorrang», sagt der Fachbuchautor und Finanzexperte Thomas Hammer aus Ötisheim (Baden-Württemberg). «Wenn sich ein Kind ankündigt, muss man sich hinsetzen und einen Kassensturz machen.»
Bedacht werden müssen: «Wie wird sich das Familieneinkommen in den nächsten Jahren entwickeln? Wie sieht es mit meinen finanziellen Ressourcen aus? Und welche Anschaffungen werden notwendig?» Unisono raten Verbraucherschützer und Versicherungsexperten jungen Familien zu einer Absicherung gegen den Todesfall des Familienernährers. Denn wenn er stirbt, kann das die Existenz der Familie gefährden. Die Risikolebensversicherung ist nach Ansicht von Verbraucherschützern der Kapitallebensversicherung vorzuziehen. Denn letztere sei eher eine Art Sparanlage, die in der Regel zur Altersversorgung ausgezahlt werden soll.
Zudem sei die im Todesfall ausgezahlte Summe meist um einiges geringer als bei einer Risikolebensversicherung. «Die Höhe der Versicherungssumme sollte dem vierfachen Jahreseinkommen entsprechen», rät Michael Wortberg, Versicherungsexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in Mainz. «Wenn die Kinder größer werden, kann man die Versicherungssumme nach unten regulieren.» Ehepaare können die Risikolebensversicherung auf zwei Leben abschließen. Die Versicherungssumme wird dann nur einmal fällig - und zwar dann, wenn der erste Partner stirbt. Ein solcher Abschluss ist billiger als zwei einzelne Verträge.
Wie jeder Single sollte auch jede Familie eine private Haftpflichtversicherung haben. Gerade mit Kindern passiert schnell etwas: Egal ob ein Pflanzenkübel aus dem Fenster fällt und ein Auto beschädigt oder ob beim Fußballspielen der Wintergarten des Nachbarn zertrümmert wird - die Schäden können schnell einige Tausend Euro betragen. Noch schlimmer sieht es aus, wenn ein Mensch zu Schaden kommt. «Wichtig bei der Haftpflichtversicherung ist eine genaue Risikoanalyse», sagt Wortberg. Denn viele Risiken, die nur auf wenige zutreffen, können individuell als Zusatz abgeschlossen werden.
[AD 107] Auch den Fall der Berufsunfähigkeit sollten Familien unbedingt absichern. Wird der Partner mit dem größeren Einkommen berufsunfähig, kann das die Familie finanziell stark belasten, und die staatliche Erwerbsminderungsrente reicht kaum aus. Wortberg rät bei der Wahl der Berufsunfähigkeitsversicherung zu großer Sorgfalt: «Da gibt es einen Haufen Schrott.» Wichtig sei, dass die Versicherung den Betroffenen im Fall der Fälle nicht auf andere Tätigkeiten verweisen kann.
Wer aus gesundheitlichen oder finanziellen Gründen keine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen kann, sollte zumindest eine Unfallversicherung haben, sagen die Experten. Diese zahlt, wenn nach einem Unfall eine dauerhafte Gesundheitsschädigung bleibt. Auch für Kinder könne eine Unfallversicherung sinnvoll sein, sagt Hammer. «Die ist auch nicht so teuer.» Auf dem Schulweg sind Kinder zwar in der gesetzlichen Unfallversicherung automatisch abgesichert - dieser Schutz fehlt aber auf dem Weg zum Sporttraining oder zum Spielplatz.
Kinder unter sieben Jahre mitversichern
Kinder sind in der Haftpflichtpolice meist automatisch mitversichert, wenn sie im eigenen Haushalt leben. Und bis zum siebten Lebensjahr gelten sie rechtlich als schuldunfähig. Zertrümmert der sechsjährige Sohn mit seiner Steinschleuder die Fensterscheibe im Haus nebenan, könnte es für die nachbarschaftlichen Beziehungen aber von Vorteil sein, den Schaden zu bezahlen, sagt der Fachautor Thomas Hammer aus Ötisheim (Baden-Württemberg). Dafür gebe es Haftpflicht-Tarife, die auch Kinder unter sieben Jahren mitversichern. «Das ist kein Muss, aber eine Überlegung.»
Ausbildungsversicherungen taugen wenig
Mit sogenannten Ausbildungsversicherungen können Eltern zum Beispiel für das Studium ihres Kindes Geld ansparen. Die Versicherungssumme wird zu Beginn der Ausbildung ausgezahlt. Verbraucherschützer sehen solche Policen aber eher kritisch. Denn häufig gebe es Sparpläne bei Banken günstiger - und außerdem seien Versicherungsverträge weniger flexibel als Banksparpläne. «Wenn die Familie wächst, dann muss aber auch die Flexibilität bei den Finanzen wachsen», sagt der Fachbuchautor Thomas Hammer aus Ötisheim (Baden-Württemberg). Der Anteil an kurzfristig verfügbarem Geld sollte steigen. Und das heißt auch: Eine Familie sollte nicht zu viel Geld in langfristige Versicherungen stecken.