Richtig versichert in den Urlaub
Es hätten die schönsten Wochen des Jahres sein sollen. Und dann das: ein Beinbruch beim Surfen, und der Rest des Urlaubs ist dahin. Wer richtig versichert ist, muss sich keine Sorgen um die Folgen machen. Doch nicht jede Police für Reisende ist sinnvoll. Das gilt vor allem für Versicherungspakete. Die sind häufig zu teuer und enthalten überflüssige Zusatzangebote. Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten rät, die nötigen Versicherungen separat abzuschließen, allen voran eine Auslandsreise-Krankenversicherung.
[AD 107] Denn der Schutz bei Krankheit im Ausland ist Fachleuten zufolge unverzichtbar. «Auch wenn zwischen Deutschland und dem Reiseland ein Sozialversicherungsabkommen besteht, können die Ärzte dort ganz schön zulangen», sagt Michael Wortberg von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in Mainz. Ohne Reisekrankenversicherung müsse der Urlauber oft tief in die Tasche greifen. Erstattet bekomme er nämlich nur, was seine Krankenkasse für die gleiche Behandlung in Deutschland zahlen würde.
Wichtig ist diese Versicherung noch aus einem anderen Grund: «Einen Krankenrücktransport übernimmt die gesetzliche Kasse nie», sagt Rudnik. Die Kosten für die Rückholaktion könnten schnell in den fünfstelligen Bereich steigen. Das stehe in keinem Verhältnis zu den etwa sechs bis zehn Euro, die eine Auslandsreise-Krankenversicherung je nach Anbieter pro Kopf und Reise kostet.
Einige private Versicherer bieten laut Rudnik auch spezielle Familienpolicen an: Für rund 20 Euro sind Eltern und Kinder damit im Urlaub gemeinsam abgesichert. Schwierig könne es dagegen für Senioren werden: «Leute über 70 haben bei vielen Versicherern Probleme, Schutz zu bekommen», sagt Rudnik. Da sie statistisch gesehen häufiger krank werden, gebe es nur wenige Anbieter - und die verlangten das Drei- bis Vierfache der sonst üblichen Summe.
Für diejenigen, die mehrmals im Jahr ins Ausland reisen, lohnen sich laut Michael Wortberg fast immer Jahrespolicen. «Die kosten kaum mehr als eine Einzel-Police.»
Darüber hinaus empfiehlt sich eine Reiserücktrittskosten-Versicherung, sagt Katrin Rüter de Escobar vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin. Allerdings sei dieser Schutz nur dann sinnvoll, wenn der Urlaub mit hohen Kosten verbunden ist. «In den meisten Fällen geht die Absage einer Reise nicht an die Existenz.»
Ob eine Versicherung abgeschlossen werden sollte, hängt zudem von den Mitreisenden ab. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder oder ältere Menschen vor Reiseantritt erkranken, sei recht groß, sagt Thorsten Rudnik. Die Höhe der Prämie richte sich nach dem Reisepreis. Kostet der Urlaub beispielsweise 3000 Euro, fielen etwa 80 Euro für die Rücktrittskosten-Versicherung an. Die Versicherung übernimmt nicht nur bei Krankheit die Stornokosten, sondern auch beim Tod naher Angehöriger, bei Brand- oder Wasserschäden, Einbruch, überraschender Arbeitslosigkeit oder der Annahme eines neuen Jobs.
[AD 107] Geteilter Meinung sind die Experten über den Abschluss einer Reisegepäck-Versicherung. Katrin Rüter de Escobar vom GDV hält sie für sinnvoll, weil sie zum Beispiel gegen Raub absichert. Doch viele Fälle decke bereits die Hausratversicherung ab, hält Michael Wortberg dagegen. Thorsten Rudnik lehnt die Gepäck-Versicherung sogar gänzlich ab: «Wenn ich mich so verhalte, wie die Versicherung verlangt, dann passiert auch nichts», sagt er. «Ich erinnere keinen Schadensfall, bei dem die Versicherung ohne Probleme reguliert hätte.»
Weil die gesetzliche Unfallversicherung nur im Zusammenhang mit der Berufstätigkeit greift, ist auch eine zusätzliche Urlaubs-Unfallversicherung eine Überlegung wert. Das gelte allerdings nur dann, wenn tatsächlich die Aktivität versichert ist, die der Urlauber ausüben will, sagt Wortberg.
Skeptisch sehen die Fachleute Reise-Versicherungen, die zusammen mit Kreditkarten angeboten werden. Diese Offerten seien zwar per se nicht unseriös und könnten sogar recht günstig sein, sagt Katrin Rüter de Escobar. Oft verfüge der Urlauber aber bereits über den angebotenen Schutz und habe daher nichts von einer Doppelung.
Hinzu komme, so Thorsten Rudnik, dass die Versicherungen meistens nur dann gelten, wenn die Reise per Kreditkarte gezahlt worden ist. Außerdem seien die Entschädigungsgrenzen oft viel zu niedrig. «Bei einer Kreditkarten-Unfallversicherung stehen in der Police vielleicht 40 000 bis 50 000 Euro», sagt er. Empfohlen werde aber die fünf- bis sechsfache Höhe.
Reisegepäck-Versicherungen sind bei den Experten umstritten. Wer seine Koffer und Taschen dessen ungeachtet versichern will, der muss für jede Reise eine neue Police abschließen. Denn die Prämienhöhe hängt von der Dauer des Urlaubs und den jeweiligen Werten im Gepäck ab. Für zwei Wochen werden bei einem Wert von 2000 Euro etwa 40 Euro fällig.