Score-Wert: Kredite nur nach Punktvergabe
Wer einen Kredit aufnehmen will, lernt fast zwangsläufig eine neue Maßgröße kennen: den Score-Wert. Denn Banken suchen nach immer neuen Mitteln, um die Kreditwürdigkeit von kleinen und großen Kunden abzuschätzen. Mit ihrer Hilfe soll die Kreditwürdigkeit - und damit das Risiko für die Bank - besser eingeschätzt werden.
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Verbraucherschützer kritisieren, dass diese Scoring-Verfahren intransparent sind und gerade bei finanzschwachen Verbrauchern zu höheren Kreditzinsen führen werden - wenn sie überhaupt einen Kredit bekommen. Die Kunden erfahren selten, welche Faktoren jeweils in den Score-Wert und damit die Kreditbedingungen einfließen. Bei der Berechnung werden personenbezogene Daten in Punktwerte umgerechnet, erklärt Kerstin Föller von der Verbraucherzentrale Hamburg. Dadurch werde zwar ein genaueres Bild des Verbrauchers gezeichnet, sagt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. Doch das Verfahren berge nicht nur Vorteile.
Einerseits erhalten Kunden mit einer besonders guten Bonität nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Banken in Berlin auch bessere Zinskonditionen. Das entspreche dem Prinzip der risikogerechten Preissetzung, wie es bei Versicherern schon seit Jahren angewendet werde. Andererseits stehen für Bankkunden mit einem niedrigen Score-Wert die Karten schlecht: Für sie dürfte es schwer werden, einen günstigen Kredit zu bekommen. «Die Armen zahlen mehr», sagt Kerstin Föller.
Den eigenen Score-Wert zu verbessern, ist nicht leicht: Laut Bankenverband kann ihn zwar jeder positiv beeinflussen - etwa indem er keinen Schuldenberg anhäuft, Kreditverpflichtungen und Rechnungen rechtzeitig bezahlt, Konten und Kreditkarten nicht überzieht oder sich bei Engpässen rechtzeitig mit der Bank in Verbindung setzt. Neben der finanziellen Situation können aber auch statistische Werte über die Zahl der Schuldner am eigenen Wohnort, Beruf und Einkommenssituation miteinfließen, sagt Kerstin Föller. Selbst Alter und Familienstand werden teilweise einbezogen.
Eine wichtige Rolle bei der Bewertung der Kreditwürdigkeit spielt die Schufa. Verbraucher können sich hier auch eine Eigenauskunft beschaffen, sagt Niels Nauhauser. Die «Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung» mit Sitz in Wiesbaden speichert Daten zur finanziellen Situation wie Girokonten, Kredite oder Insolvenzverfahren. Und manchmal finden sich in den Schufa-Daten auch falsche oder alte Einträge.
Kredite zum Beispiel sollten drei Jahre nach Tilgung aus dem Eintrag gelöscht sein. Darüber hinaus können sich Verbraucher auch einen Überblick über von der Schufa errechnete Score-Werte geben lassen. Die Auskunftei bietet Banken, Versandhändlern und Telekommunikationsunternehmen verschiedene Scores an.
Und auch mit einem sauberen Schufa-Eintrag und einem guten Schufa-Score können die Banken zu anderen Einschätzungen kommen. Denn die Schufa-Informationen haben bei jeder Bank ein anderes Gewicht, erklärt Kerstin Altendorf vom Bankenverband. Viele Banken nutzen sie nur als einen Faktor von vielen. Bei langjährigen Kunde spielten auch eigene Erfahrungswerte der Bank eine Rolle.
Doch welche Faktoren letztendlich zu einer schlechten Einschätzung ihrer Kreditwürdigkeit geführt haben, sei für Verbraucher normalerweise schwer zu durchschauen, sagt Kerstin Föller. «Dabei ist das rechtlich eigentlich klar, denn die Unternehmen müssen über den logischen Aufbau des Scoring-Verfahrens Auskunft geben», sagt Thilo Weichert, Datenschutzbeauftragter Schleswig-Holsteins in Kiel.
Die Entscheidung, ob ein Kredit vergeben wird, liegt immer noch bei den Banken. Kerstin Föller warnt allerdings davor, nacheinander verschiedene Kreditinstitute abzuklappern. Denn eine Schufa-Anfrage eines Kreditgebers bleibt zehn Tage lang gespeichert. Die nächste Bank erfährt also, wo der Kunde schon nach Geld gefragt hat. Das mache bei Banken den Eindruck, der Kunde habe sonst nirgends einen Kredit bekommen. Besser sei es, an einem Tag direkt bei mehreren Banken die Konditionen zu erfragen. So könnten Verbraucher die Kreditgeber gegeneinander ausspielen, indem sie sie mit Konditionen anderer Banken konfrontieren.
Informationen: Eine Eigenauskunft bei der Schufa kostet 7,80 Euro. Score-Werte sind für 3 Euro Grundgebühr erhältlich, jeder Score-Wert kostet jeweils einen Euro. Internet: www.meineschufa.de.
Bankkunden können sich an Datenschützer wenden
Weigert sich ein Geldinstitut, Auskunft über sein Scoring-Verfahren zu geben, sollten sich Bankkunden an die jeweilige Datenschutzaufsichtsbehörde ihres Landes wenden. Das rät Thilo Weichert, Datenschutzbeauftragter von Schleswig-Holstein in Kiel. Die Behörde könne Auskünfte über das Scoring-Verfahren einholen - im Einzelfall sei das auch anonym möglich.