Pfandleiher sollte letzter Ausweg sein
Sofort Bargeld und fast keine Formalien: Viele Deutsche leihen sich Geld im Pfandhaus, denn Pfandleiher zahlen auch dann noch bar aus, wenn Banken dem Kunden keinen Cent mehr geben würden. Verbraucherschützer warnen allerdings vor den Kosten der Pfandkredite. Wer nicht ohne sie auskommt, sollte wenigstens verhandeln.
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Rund eine Million Kunden hat im abgelaufenen Jahr finanzielle Engpässe mit einem Pfandkredit überbrückt, heißt es beim Zentralverband des Deutschen Pfandkreditgewerbes in Stuttgart (ZDP). Allein im ersten Halbjahr sei die Zahl der Kreditabschlüsse um 2,3 Prozent gestiegen. «Das hat etwas mit dem hohen Goldpreis zu tun», erklärt ZDP-Geschäftsführer Klaus Germann. «Wer jetzt Schmuck beleihen lässt, bekommt ein höheres Darlehen.»
Das wiederum sagt etwas über die Kundschaft der Pfandleiher aus. Der typische Leihhauskunde sei jemand, der nicht schlecht verdient, aber für sein angenehmes Leben alles ausgibt: «Zu uns kommen weder die Reichen noch die ganz Armen», sagt Germann. «Die Reichen haben es nicht nötig, und die Armen haben nichts zu verpfänden.» Für Leihhausgänger ergeben sich die finanziellen Engpässe meist durch unerwartete Ausgaben, etwa für plötzlich anfallende Reparaturen.
In solchen Situationen ist ein Pfandkredit von Vorteil: Anders als bei einer Bank müssen Kunden nicht viel erklären oder lange warten, sagt Germann. «Das Geld gibt es innerhalb weniger Minuten, man muss nur den Personalausweis auf den Tisch legen.» Auch eine Schufa-Auskunft werde nicht verlangt, und niemand fragt nach Kreditsicherheiten.
Das unbürokratische Verfahren hat allerdings seinen Preis: Pro Monat wird zum Beispiel bei Pfandkrediten von bis zu 300 Euro nach Angaben des Verbands ein Prozent der geliehenen Summe fällig. Den größten Teil macht oft allerdings die so genannte Kostenvergütung aus. Bei einem Durchschnittspfand von 250 Euro beläuft sich der Zins damit auf insgesamt 8 Euro pro Monat, rechnet Germann vor.
Das ist verhältnismäßig viel Geld für die Überbrückung eines finanziellen Engpasses, findet Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. In einem Test verglichen die Verbraucherschützer Kreditkonditionen von Pfandleihern. «Pfandzinsen betragen bis zu 40 Prozent im Jahr», lautet ihre Bilanz. «Ein Dispo-Kredit wäre weitaus günstiger,» sagt Tryba - wenn der Kunde noch Geld von der Bank bekommt.
«Pfandkredite sind nur eine kurzfristige Lösung», sagt daher auch Claudia Kurzbuch von der Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung in Kassel. «Sie sind nur die allerletzte Wahl, wenn gar nichts anderes mehr geht.» Denn lösen ließen sich Schuldenprobleme mit einem Pfandkredit nicht - sie lassen sich allenfalls für den Moment überbrücken. «Irgendwann wären sonst alle verpfändbaren Güter im Haushalt weg.»
Dabei eignet sich längst nicht alles für den Pfandleiher. Vor allem sollten sich die Gegenstände im Besitz des Kunden befinden, sagt Kurzbuch: «Wer etwas ins Pfandhaus bringt, was noch nicht abbezahlt ist, kann sich strafbar machen.» Zudem sollten die Gegenstände funktionieren und in einem möglichst guten Zustand sein. Doch selbst dann kann es schwierig werden.
So verliere zum Beispiel Unterhaltungselektronik wie ein Fernseher oder ein DVD-Player schnell an Wert, sagt Georg Tryba. «Wer vor einem Jahr 400 Euro für eine digitale Kamera bezahlt hat, der kann froh sein, wenn er dafür heute noch 50 Euro bekommt.» Am einfachsten lasse sich Schmuck zu Geld machen, rät Klaus Germann. Das habe etwas damit zu tun, wie Pfandhäuser arbeiten: Denn Schmuck kann ein Pfandleiher leichter versteigern, falls der Kunde sein Pfand nicht innerhalb der vereinbarten Frist auslöst.
Wer dringend eine bestimmte Summe braucht, sollte ruhig bei verschiedenen Pfandleihern nachfragen, empfiehlt Verbraucherschützer Tryba. Im Test der Experten hätten einige Pfandhäuser das Dreifache dessen bezahlt, was andere geboten hätten. Auch zu feilschen könne sich lohnen: «Durch intensives Nachfragen lässt sich meist mehr herausholen.» Bis zu 50 Prozent legten manche Pfandleiher im Test noch drauf.
Allerdings sollte sich jeder Kunde fragen, ob es wirklich sinnvoll ist, das Kreditmaximum herauszuholen. «Je mehr ich nehme, desto mehr Zinsen muss ich auch zahlen», warnt Tryba. «Wenn mir jemand 400 Euro anbietet, ich aber nur 200 brauche, dann sollte ich auch nur die 200 nehmen.»