Anlegen in Anleihen
Viele Unternehmen borgen sich Geld von Anlegern - über Anleihen. Auch Staaten geben solche festverzinslichen Wertpapiere heraus. Sie bieten zwar einen festen Zinssatz und damit ein gewisses Maß an Sicherheit. Die Renditen sind allerdings recht mager. Und auch mit Risiken müssen Anleger rechnen.
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Unternehmen oder Staaten geben Anleihen aus, um sich bei den Anlegern mit Geld zu versorgen. Nach einer vorher festgelegten Laufzeit dieses kleinen Kredits erhält der Investor sein Kapital mit einem ebenfalls vorab feststehenden Zinssatz zurück. Wer vorher die Anleihe verkaufen muss, kann das an der Börse tun - aber der Kurs schwankt wie bei Aktien. «Grundsätzlich hat der Anleger das Emittentenrisiko», sagt Marco Cabras, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) in Düsseldorf. Das bedeutet: Wenn der Emittent - also der Herausgeber einer Anleihe - Pleite geht, ist die Rückzahlung ungewiss.
Gläubigern wird in einem solchen Fall eine Quote des übrigbleibenden Kapitals zugeteilt. Und die Inhaber von Anleihen werden dabei nicht gerade bevorzugt behandelt, wie Cabras erklärt: «Dann sind die Anleger die letzten in der Nahrungskette.» Darüber hinaus gibt es bei Anlagen in Anleihen ein Zinsrisiko. Grundsätzlich ist der Zins zwar vorab festgesetzt. Wer seine Anleihe aber vor Ablauf des vereinbarten Kreditzeitraums an der Börse verkauft, muss mit anderen Werten rechnen - der Zinssatz ist variabel, sagt Holger Handstein, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf: «Es kann durchaus große Unterschiede zwischen An- und Verkaufskursen geben.»
Das Angebot an Anleihen ist derzeit ausnehmend groß: Nach DSW-Angaben haben die Unternehmen allein in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres Anleihen im Gesamtwert von 372 Milliarden Euro auf den Markt geworfen. Das sei fast doppelt so viel wie im gesamten Jahr 2008. Aktuellere Zahlen liegen derzeit noch nicht vor. Michael Mewes, Anleihe-Experte bei J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt, rechnet aber für dieses Jahr mit einer weiteren Ausweitung: «Es ist mit umfangreichen Brutto-Emissionen zu rechnen, und die Renditen der Anleihen könnten deutlich ansteigen.»
Groß ist auch das Spektrum der unterschiedlichen Anleihen, wie Handstein erklärt: «Es reicht von sehr sicheren Staatsanleihen wie der Bundesrepublik Deutschland bis zu hochriskanten Papieren.» Über das Risiko einer Anleihe geben Bewertungen von Rating-Agenturen Auskunft. Sie bewerten in Stufen zwischen D (Zahlungsausfall) und AAA (Ausfallrisiko fast null). Erst ab einem Rating von BBB- raten die Agenturen zu einer Anlage, sagt Cabras: «Alles was darunter liegt, ist nicht mehr im Investment-Bereich.»
Um das Risiko gering zu halten, sollten gerade Privatanleger Papiere mit einer möglichst hohen Bewertung wählen. Dabei müssen sie allerdings eine geringere Verzinsung in Kauf nehmen: «Je höher das Risiko ist, desto höher ist auch die Rendite.» Neben Risikobewertung und Verzinsung ist die Laufzeit des Papiers ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl einer geeigneten Anleihe. Derzeit sind die Zinsen wegen der Rezession und der damit verbundenen niedrigen Leitzinsen im Keller. «Man sollte daher nicht zu lange Laufzeiten wählen, um sich nicht zu lange auf die niedrigen Zinsen festzulegen», rät Cabras.
Grundsätzlich kommen auch Anleihen von Staaten infrage. Cabras rät Unerfahrenen aber davon ab: «Ein normaler Privatanleger, der womöglich noch seine Altersvorsorge mit Anleihen bestreitet, sollte lieber eine vernünftige Unternehmensanleihe wählen.» Denn die meisten Menschen könnten sich noch recht gut über die Entwicklung zum Beispiel von großen DAX-Unternehmen informieren.
Die Bewertung der Stabilität einzelner Staaten sei schwieriger. Das habe nicht zuletzt das Beispiel Griechenland gezeigt. Die Rating-Agentur Fitch hatte die Bewertung des zur Euro-Zone gehörenden Landes Ende vergangenen Jahres wegen der hohen Staatsverschuldung von A- auf BBB+ gesenkt. Und Anfang 2002 hatte Argentinien sich nach einer schweren Wirtschaftskrise für zahlungsunfähig erklärt. Zahlreiche Anleger weltweit bekamen ihr in argentinische Staatsanleihen investiertes Geld nicht zurück.
Ähnlich wie Aktien oder Fonds lassen sich Anleihen ebenfalls über die Hausbank oder über Online-Broker im Internet kaufen. Es gibt allerdings laut Cabras einen entscheidenden Unterschied: «Die Stückelung ist anders. Während es Investmentfonds inzwischen auch in kleineren Stückelungen gibt, muss man bei Anleihen mindestens 1000 Euro in die Hand nehmen.» Es gibt aber auch Fonds, mit denen sich breiter anlegen und das Risiko verringern lässt.