Keine Angst vor Aktien

Obwohl die Zahl der Aktionäre zuletzt leicht gestiegen ist, trauen sich viele Anleger immer noch nicht aufs Börsenparkett. Unbegründet ist die Angst sicher nicht - mit ein paar Tipps können aber auch sicherheitsorientierte Anleger von den vergleichsweise höheren Renditechancen an der Börse profitieren.

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«Langfristig rentieren Aktien im Schnitt zwei Prozent höher pro Jahr als verzinste Wertpapiere», sagt Franz-Josef Leven vom Deutschen Aktieninstitut (DAI) in Frankfurt. Damit seien Aktien die aussichtsreichste Anlage für den Vermögensaufbau und die private Altersvorsorge.

Voraussetzung für den Erfolg an der Börse ist ein langer Atem. Denn je langfristiger Anleger ihr Geld in Aktien investieren, desto weniger fallen kurzzeitige Kursschwankungen ins Gewicht - sie gleichen sich über einen größeren Zeitraum wieder aus. 

«Buy and hold» - zu Deutsch: «kaufen und liegen lassen» - heißt diese simple Strategie. «Mit ihr lässt sich das sogenannte systematische Risiko des Marktes ausschalten», erklärt Leven. Der zweite Feind des Aktienanlegers ist damit freilich noch nicht gebannt: das Unternehmensrisiko. Denn selbst wenn es an der Börse allgemein gut läuft, kann der Kurs eines einzelnen Unternehmens auf Tauchgang gehen. Hier hilft nur, das Risiko zu streuen: Schwächen einzelner Papiere gleichen dann andere aus.

«Acht bis zehn Titel über Branchen und Ländergrenzen hinweg sollte ein ausgewogenes Aktiendepot mindestens beinhalten», sagt DAI-Experte Leven. Dieter Kern von der Finanzberatung Trigonus in Hanau geht sogar noch weiter: «Erst ab 50 Titeln erreicht man eine echte Streuung.» Selbst Profis dürften aber Mühe haben, genügend Papiere zu beobachten, um so viele Kandidaten herauszupicken. Privatanleger dürften damit erst recht ihre Probleme haben.

Eine Alternative sind Aktienfonds, bei denen mit dem Geld etlicher Anleger viele Aktien gekauft werden. Sicherheitsorientierte Anleger setzen dabei auf passive Strategien. Das bedeutet, dass nicht ein einzelner Manager die Papiere aussucht, sondern das Produkt nur einen Index abbildet. Der Vorteil: Mit einem Indexfonds laufen Anleger nicht Gefahr, einen schlechten Manager zu erwischen. «Vielen Studien zufolge schneiden nur 20 Prozent aller aktiven Fondsmanager besser als ihr Vergleichsindex ab», erläutert Kern.

Erste Wahl für Neulinge sind Fonds oder Zertifikate, die weltweit investieren. Konservative Anleger greifen zu «Blue-Chip»-Aktien von breit aufgestellten internationalen Konzernen. Diese gelten etwa gegenüber jungen Hightech-Firmen als verlässlicher. Zur Orientierung dienen die Leitindizes DAX, Euro Stoxx oder Dow Jones.

Tipps von vermeintlichen TV-Börsengurus sollten Neueinsteiger dagegen nicht vertrauen, sagt Leven. Als verlässliches Kriterium habe sich etwa die Dividendenrendite erwiesen. Sie bezeichnet das Verhältnis zwischen Aktienkurs und den jährlichen Ausschüttungen. Nur etablierte und erfolgreiche Firmen können dauerhaft einen Teil ihres Gewinns als Dividende an die Aktionäre weiterreichen. In schlechten Zeiten dient sie als Puffer für Kursverluste.

Für Anleger kommt es Finanzberater Kern zufolge aber nicht nur auf die Auswahl einzelner Titel an. «Viel wichtiger ist die Streuung über mehrere Anlageklassen hinweg. Davon hängt der Erfolg zu 90 Prozent ab», so der Vermögensexperte. Anleger sollten nicht nur in Aktien investieren, sondern auch in Anleihen, Immobilien und den Geldmarkt. Dann mache es weniger aus, wenn die Börsen einmal schwächeln.

Vorteilhaft sei es auch, nicht alles auf einmal, sondern häppchenweise zu investieren. Sparpläne werden schon ab 25 Euro angeboten. «So schließt man aus, einen zu teuren Einstiegspunkt zu erwischen», sagt Kern. Bei hohen Kursen werden mehr Anteile gekauft, bei niedrigen weniger - «Cost-Average-Effekt» nennen das Fachleute.

Auf das Sicherheitsbedürfnis der Anleger reagieren Anbieter von Anlagezertifikaten inzwischen etwa mit Discountzertifikaten. Diese beinhalten einen Risikopuffer, durch den Anleger gewissermaßen einen Rabatt beim Aktienkauf erhalten. Sie kaufen hierbei den Basiswert - etwa eine Aktie oder einen Index - nicht zum aktuellen Kurs, sondern mit einem Abschlag. Selbst wenn der Kurs des Basiswertes bis zur Ablaufzeit des Zertifikates leicht sinkt, steigt der Kunde dann mit einem Plus aus. «Man ist eher in der Gewinn- und nicht so schnell in der Verlustzone im Vergleich zum Kauf des Basiswertes», erklärt Arno Gottschalk von der Verbraucherzentrale Bremen.

Mit Garantie- und Bonuspapieren bietet der Zertifikatemarkt weitere Alternativen. Allerdings seien diese oft kompliziert aufgebaut und würden teilweise über ein bestehendes Restrisiko hinwegtäuschen, warnt der Verbraucherschützer. Kunden sollten nur kaufen, was sie verstehen. Ein Investment einzugehen, ohne es zu durchschauen, sei eines der größten Risiken für Anleger.

(Internet: www.dai.de, www.stiftung-warentest.de)