Es geht auch ohne Lebensversicherung
Lange Zeit galt sie als unverzichtbarer Baustein der Altersvorsorge. Doch in den vergangenen Jahren ist die Kapitallebensversicherung zunehmend in die Kritik geraten - zu hohe Gebühren, zu unflexibel, lautet der Vorwurf. Sinnvoll ist sie nach Ansicht von Experten vor allem, wenn Sicherheit an allererster Stelle steht. Sonst biete sie kaum Vorteile gegenüber anderen Geldanlagen. Daher können Fonds, Aktien & Co. eine gute Alternative sein.
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Grundsätzlich gilt: Je größer die Chancen, desto höher sind auch die Risiken. «Sicherheit kostet Geld», erklärt Achim Tiffe vom Institut für Finanzdienstleitungen (iff) in Hamburg. Diese lassen sich die Versicherer ordentlich bezahlen. Dennoch ist die Lebensversicherung der Deutschen liebste Vorsorgeform. Es gebe mehr Verträge als Einwohner in Deutschland, so Tiffe. «Viele haben zwei, drei Verträge - umso unverständlicher, wenn man bedenkt, dass nur jeder zweite bis zum Ende der Vertragslaufzeit durchhält.»
Jörg Richter vom Institut für Qualitätssicherung und Prüfung von Finanzdienstleistungen (IQF) in Hannover ist sich sicher: «Die alte Kapitallebensversicherung hat ausgedient, da das Sparen über Investmentfonds flexibler ist und höhere Rendite erwirtschaftet.» Es gebe für jeden Anlegertyp den richtigen Altersvorsorgefonds. Für die Versorgung der Hinterbliebenen im Todesfall eigneten sich günstige Risikotarife - ohne Zusatzkosten für den Kapitalaufbau.
Bei der Alternative Fondssparplan müssen indes einige Spielregeln beachtet werden. Der Anleger müsse sich genau überlegen, was er will, sagt Geldexperte Peter Lischke von der Verbraucherzentrale Berlin. «Je älter man ist, desto mehr muss man sein Portfolio anpassen und sicherheitsorientiert anlegen.» Für Fonds und Aktien spreche eine hohe Flexibilität und Transparenz. Eine Garantie für Gewinne gibt es nicht. «Keiner kann vorhersehen, wie die Kurse sich entwickeln.»
Da die Aktien- und Rentenmärkte für viele Anleger ein Buch mit sieben Siegeln sind, geben sie die Entscheidung oft an ihre Bank oder Versicherung weiter. Die Fondsbranche hat darauf reagiert und bietet Fonds an, die sich dem Lebenszyklus des Anlegers anpassen. Der Grundgedanke hierbei sei gut, sagt Lischke. Dennoch rät er Anlegern, lieber das Zepter in der Hand zu behalten und selber zu entscheiden.
Neben Fonds, Aktien und Anleihen sollten Anleger nicht die Möglichkeiten verschenken, die der Staat einräumt. Hierzu gehören Riester-Rente und vermögenswirksame Leistungen. Aber auch bei der Riester-Rente hat man dann die Qual der Wahl. «Auch hier ist die ganz individuelle finanzielle Situation entscheidend, ob Fonds, Lebensversicherung oder Sparplan das Richtige ist», sagt Lischke. Eine Familie etwa, die in fünf Jahren bauen will, hat andere Bedürfnisse als ein frisch gebackener Hochschulabsolvent.
Eine Lebensversicherung sei nur sinnvoll, wenn sie bis zum vorgesehenen Vertragsende durchgehalten wird, erklärt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg in Stuttgart. «Eine Beitragspause ist zumeist nicht möglich. Daher ist es wichtig, die Bedingungen der Versicherer und vor allem die daraus folgenden Konsequenzen genau durchzulesen.» Zudem können bei einer Unterbrechung Kosten auf den Anleger zukommen.
Zu den Vorteilen einer Lebensversicherung gehören dem Experten zufolge nach wie vor die steuerlichen Aspekte. «Diese können, wenn man sich für eine lebenslange Auszahlung entscheidet, sehr interessant sein», sagt Nauhauser. «Denn in diesem Fall wird nur der Ertragsanteil der Rente versteuert.» Das heißt, bei einem 65-Jährigen werden nur 18 Prozent seiner monatlichen Rente als Ertrag eingestuft, die dann versteuert werden. «Auf Grund dieser pauschalen Behandlung entstehen Vorteile im Vergleich zu anderen Anlagen.»
Auch bei einer Kapitalauszahlung gebe es steuerliche Vorteile, wenn die Lebensversicherung mindestens 12 Jahre lief und der Anleger bei Auszahlung nicht jünger als 60 Jahre alt ist. «Dann wird nur die Hälfte der Erträge auf einen Schlag versteuert, der Rest bleibt verschont.» Ob sich eine Lebensversicherung lohnt, sei aber nach wie vor vom Einzelfall abhängig, so Nauhauser. «Besonders lohnend ist der Steuerbonus bei einem hohen Einkommen.»
Aber auch bei den Steuervorteilen ist Jörg Richter vom IQf kritisch: «Bis 2004 war der Steuervorteil noch ein gutes Argument für die Kapitallebensversicherung, zumindest für Top-Verdiener.» Doch dies sei nun auch vorbei. «Maximal die Hälfte der Erträge ist steuerfrei - das ist kein Mehrwert mehr gegenüber der Fondslösung.» Die Leibrentenversicherung - das neue «Zugpferd» der Versicherer - könnte für den einen oder anderen passend sein, sagt er. Aber auch hier sei eine detaillierte Prüfung wichtig.