Altersvorsorge: Fonds oder Versicherung?
Für das Alter vorsorgen und dennoch flexibel bleiben: Was Fonds schon lange ermöglichen, wollen jetzt auch Versicherungsgesellschaften bieten. Einfach und sicher wie Rentenversicherungen und dennoch flexibel wie zum Beispiel Fonds sollen die neuen Produkte sein. Echte Vorteile für Verbraucher sehen Experten bei den neuen Formen allerdings nicht.
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Wer es sich bei der Altersvorsorge zu leicht macht und auf einen Schlag die Vorteile von beidem einstreichen will, zahlt am Ende womöglich drauf. Es gibt Anzeichen für eine zunehmende Flexibilisierung im Markt der Versicherungen zur Altersvorsorge, bestätigt Peter Schwark vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin. Konkrete Zahlen gibt es zwar noch nicht. Für den Trend spreche aber zum Beispiel, dass bei immer mehr Angeboten neben den monatlichen Beiträgen die Einmalzahlungen «ein größeres Gewicht» bekommen.
Viele Produkte gehen über die Möglichkeit, per Einmalzahlung die Sparsumme zu erhöhen, hinaus. Denn Kunden sollen auch in bestimmten Abständen immer wieder neu über bestimmte Eckpunkte ihrer Versicherung entscheiden können - je nach Lebensabschnitt, Einkommensentwicklung und Risikoneigung. Beitragshöhe, Umfang des Versicherungsschutzes, Anlageform und Auszahlung können dann angepasst werden - das war bei Versicherungen lange nicht so. Und die neue Flexibilität scheint bei den Kunden anzukommen: Rund ein Drittel des Neugeschäfts will zum Beispiel die AachenMünchener Versicherung in Aachen schon mit solchen Verträgen machen.
«Ausgesprochen kritisch» betrachtet dagegen Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten in Henstedt-Ulzburg (Schleswig-Holstein) solche Angebote. «Das hört sich für Verbraucher sehr bequem an, mehr aber auch nicht.» Denn die neuen Modelle seien genauso wenig transparent wie die alten Kapitallebensversicherungen. «Und die hatten wenigstens noch den Steuervorteil, den es jetzt aber nicht mehr gibt.» Bei den flexiblen Versicherungen fielen Kosten an, die Laien kaum durchrechnen können, kritisiert Rudnik.
Denn manche versprechen zum Beispiel zwar die Kombination aus Garantiezins und Fondsanlage - und damit höhere Renditen als bei reinen Versicherungen, die konservativer investieren. Thomas Bieler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf winkt aber ab: «So zahlen Anleger zweimal Verwaltungskosten: an den Versicherer und an den Fonds.»
Von dem für alle Lebensversicherungen gültigen Kennzeichen «Garantiezins» - also der vom Unternehmen garantierte Mindestzuwachs, mit dem auch für die neuen Versicherungen geworben wird - sollten sich Anleger nicht täuschen lassen, sagt Rudnik. «Das bezieht sich nur auf den Sparanteil. Aber wie viel in Verwaltungskosten fließt, weiß niemand vorher.» Eine echte Rendite von einem Prozent oder weniger sei nicht unwahrscheinlich.
Auch die zweite Komponente - die Investition in Fonds - überzeugt die Verbraucherschützer bei den Kombi-Produkten nicht. Während «Versicherung» und «Garantiezins» Sicherheit versprechen sollen, steht «Fondsanlage» für Flexibilität und hohe Renditemöglichkeiten. «Es werden aber nur erzielte Überschüsse in Fonds angelegt, damit der Garantiezins nicht in Gefahr gerät. Das bringt also auch nicht viel Rendite», sagt Bieler.
Und er rät ohnehin, auf Umwege bei der Geldanlage zu verzichten. Anleger sollten sich lieber selbst um ihre Investitionen kümmern: Denn wer selbst in Fonds einzahlt, verbessere seine Rendite allein schon dadurch, dass er sich die Verwaltungskosten der Versicherung spart. «Und die Anleger sind völlig flexibel bei der Einzahlung.» Auch Risiken und Renditechancen könne dann jeder selbst steuern - je nach Risikoneigung.
Denn kümmern müssen sich Anleger sowieso. Es kostet schließlich Zeit, immer wieder die eigene Risikobereitschaft und Lebensplanung zu überdenken, dazu passende Produkte zu finden, Risiken zu streuen und zum richtigen Zeitpunkt umzuschichten. Und wer sich dennoch für Versicherungsprodukte zur Altersvorsorge entscheidet - ob traditionelle oder flexible -, sollte sich über eines im Klaren sein, gibt Thomas Bieler zu bedenken: «Bequemlichkeit hat ihren Preis hat.»
SERVICE-KASTEN: Wie entwickelt sich meine Versicherung?
Wie unvorteilhaft sich seine Versicherung möglicherweise entwickelt, kann der Verbraucher laut Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten in Henstedt-Ulzburg bei Hamburg häufig am geringen Rückkaufswert in den ersten Jahren ablesen. Die entsprechende Tabelle sollten sich Sparer vorlegen lassen. Sie gibt Auskunft darüber, was Versicherte für ihr eingezahltes Erspartes wieder bekommen, wenn sie aus dem Vertrag aussteigen wollen. «Wenn da nach drei Jahren Beitragszahlungen ein Rückkaufswert von Null steht, dann werden die Leute langsam wach» - auch wenn der Wert immer unter dem der eingezahlten Beiträge liegt.