Altersvorsorge für Selbstständige

Ob Friseursalon, Arztpraxis oder Anwaltskanzlei - der Sprung in die berufliche Selbstständigkeit ist für viele Menschen die Erfüllung eines Lebenstraums. Doch wer auf eigene Rechnung arbeitet, muss sich auch um alles selbst kümmern - das betrifft auch die Altersvorsorge. Welche Vorsorgestrategie die richtige ist, hängt vor allem von der Berufsgruppe und dem Einkommen ab.

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Zwei Möglichkeiten sind die freiwillige Versicherung im gesetzlichen System und die staatlich geförderte Basisrente, das Gegenstück zur Riester-Rente. «Anders als bei Angestellten, wo der Arbeitgeber die Rentenbeiträge direkt vom Gehalt abzieht, muss sich der Selbstständige komplett selbst um seine Altersvorsorge kümmern», sagt Isabell Pohlmann von der Stiftung Warentest in Berlin, die ein Buch zum Thema verfasst hat. Das zeigt auch eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, in der die Absicherungssysteme europäischer Länder verglichen wurden.

Demnach stellt Deutschland eine Besonderheit in Europa dar, denn Selbstständige werden hierzulande von den sozialen Sicherungssystemen in der Regel nicht erfasst. Vor allem die neuen «Solo-Unternehmer», die es seit den 90er Jahren zunehmend gibt, seien besonders schlecht abgesichert. In anderen Staaten seien sie besser in die soziale Absicherung integriert.

Es gibt allerdings für Selbstständige die Möglichkeit, freiwillig in die gesetzliche Rentenkasse einzuzahlen. Unter bestimmten Voraussetzungen gibt es dann auch Ansprüche aus der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente, sagt Dirk von der Heide, Sprecher der Deutschen Rentenversicherung Bund in Berlin. Manche Berufsgruppen sind zur Einzahlung sogar verpflichtet. «Das gilt etwa für selbstständige Handwerksmeister, die in der Handwerksrolle eingetragen sind, in den ersten 18 Berufsjahren», erläutert Pohlmann. Aber auch andere Berufsgruppen wie selbstständige Hebammen, Krankenschwestern oder Lehrer sowie Selbstständige mit nur einem Auftraggeber kommen um die gesetzliche Rente nicht herum.

Trotz des Anspruchs auf Leistungen bei Berufsunfähigkeit gibt es aber Experten, die vor allem Besserverdienenden vom freiwilligen Eintritt in die gesetzliche Versicherung abraten: «Man sollte jede Möglichkeit nutzen, nicht in die Klauen der gesetzlichen Rentenversicherung zu kommen», rät Michael Huber, Leiter der Niederlassung Frankfurt des Vermögenszentrums (VZ). Im Vergleich zu privaten Vorsorgeprodukten habe die gesetzliche Rente eine schwache Rendite, so das Argument des Experten. Zudem sei sie unflexibel: «Bei anderen Vorsorgestrategien kann ich jederzeit umschichten, wenn die Wertentwicklung nicht zufriedenstellend ist. Diese Möglichkeit gibt es in der gesetzlichen Rentenversicherung nicht.»

Ob nun im gesetzlichen System versichert oder nicht - private Vorsorge ist auch für Selbstständige notwendig, denn die gesetzliche Rente reicht allein in der Regel nicht aus. Nach Expertenmeinung sollten die staatlich geförderten Altersvorsorgeprodukte dabei erste Wahl sein. Und was für gesetzlich Rentenversicherte - grob gesagt - der Riester-Vertrag ist, ist für Selbstständige die Basis- oder Rürup-Rente.

Mit einem solchen Vertrag kann der Versicherte einen bestimmten jährlich steigenden Anteil seiner Altersvorsorge als Sonderausgabe von der Steuer absetzen. «Die Rürup-Rente ist besonders geeignet für Selbstständige, die hohe Beiträge einzahlen können. Denn durch die staatliche Förderung sind höhere Renditen als bei einer privaten Rentenversicherung möglich», sagt Pohlmann. Vor Abschluss eines Vertrags sollte man sich allerdings genau beraten lassen. «Allein die Förderung macht es noch nicht. Es kommt auf die tatsächliche steuerliche Situation im Alter an», erläutert Huber.

Neben den staatlich geförderten Altersvorsorgeprodukten kommen auch alle anderen Anlagemöglichkeiten für Selbstständige in Frage - beispielsweise ein Aktienfonds-Sparplan. Grundsätzlich gelten hier die gleichen Grundsätze wie bei angestellten Sparern auch, wie Michael Huber erklärt: «Denn die Entscheidung für oder gegen bestimmte Anlageprodukte hängt eher von der persönlichen Risikobereitschaft als vom Status als Angestellter oder Selbstständiger ab.»

Literatur: Altersvorsorge für Selbstständige, herausgegeben von der Stiftung Warentest und den Verbraucherzentralen, ISBN 978-3-937880-80-8, 16,90 Euro.

Risikoabsicherung für Selbstständige

Die Altersvorsorge ist für Selbständige unerlässlich. Aber mindestens genau so wichtig ist es, dass durch einen Schicksalsschlag nicht die eigene Existenz vernichtet wird. Eine Risikolebensversicherung sollte daher jeder abgeschlossen haben, der eine Familie zu versorgen hat. Unverzichtbar ist auch der Krankenversicherungsschutz - durch eine freiwillige Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenkasse oder eine private Versicherung. Sinnvoll können zudem eine Krankengeldversicherung sowie die freiwillige Arbeitslosenversicherung sein.

Weiterlesen im Internet

Weitere Informationen zur Altersvorsorge für Selbstständige gibt es im Internet. Eine Broschüre mit dem Titel «Die gesetzliche Rente: Gut gesichert in die Selbstständigkeit» können Interessierte unter www.deutsche-rentenversicherung-bund.de herunterladen (dort unter «Formulare und Publikationen» - «Info-Broschüren» - «Übersicht Broschüren Rente»). Zudem bieten die Regionalträger der Rentenversicherung Informationen unter www.ihre- vorsorge .de.