Indexfonds schlagen oft Riester
Staatlich geförderte Riester-Produkte gelten als erste Wahl bei der privaten Altersvorsorge. Die besten Renditeaussichten versprechen dabei Riester-Fonds, denn sie nutzen die Wertsteigerungsmöglichkeiten an den Aktienmärkten. Häufig fallen aber hohe Gebühren an. Günstiger sind börsennotierte Indexfonds.
«Das macht dann die Förderung nicht mehr wett», sagt Michael Hauer, Geschäftsführer des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVF) in Altenstadt (Bayern). Nach Berechnungen der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg können Anteile an sogenannten Exchange Traded Funds (ETF) - börsennotierten Indexfonds - im Ruhestand unter Umständen bis zu 200 Euro mehr pro Monat bringen.
Ein Grund sind die unterschiedlichen Kosten. Denn beim Kauf der Riester-Fondsanteile ziehen die Anbieter für Beratung und Werbung Gebühren in Höhe von bis zu fünf Prozent der Anlage ab. Jährlich fallen zudem Managementgebühren von bis zu 1,75 Prozent an - denn es wird mit vergütet, dass Experten voraussichtlich vielversprechende Aktien aus dem Angebot heraussuchen.
Da sind die ETFs billiger, denn sie kopieren schlicht einen Index - zum Beispiel den Deutschen Aktienindex (DAX). Die jährliche Verwaltungsgebühr beträgt daher in der Regel nur ein halbes Prozent. Und da sie über die Börse geordert werden, fallen beim Kauf und Verkauf Handelsgebühren an. Sie können aber deutlich unter dem regulären Ausgabeaufschlag von Riester-Fonds liegen.
Die ETFs sind nicht als Riester-Produkte erhältlich. Daher gibt es keine staatliche Zulagen und Steuervorteile. «Die Kostenvorteile der ETFs können den Verzicht auf die Förderung der Riester-Rente aber überkompensieren», erläutert Nauhauser. Schließlich bleibe bei den Indexfonds aufgrund geringerer Gebühren von vornherein mehr Geld über, dass angelegt werden kann. Die Betonung liegt dabei aber auf «können». Denn ist die Förderquote besonders hoch, erhält der Anleger vom Staat mehr Geld, als er selbst einzahlt. Und dann sind Riester-Fonds vorteilhafter. Als gute Förderquote bezeichnet Nauhauser einen Zuschuss von mindestens 40 Prozent der eingezahlten Summe. Erwischt der Anleger zudem Riester-Fonds, die genauso oder besser als ihr Vergleichsindex abschneiden, sind ETFs die schlechtere Wahl.
Die Chance, Riester-Fonds mit langfristig überdurchschnittlicher Entwicklung zu erwischen, ist aber vergleichsweise gering, sagt Nauhauser: In der Vergangenheit lagen nur die wenigsten Fondsmanager dauerhaft über dem Marktdurchschnitt - und diesen bildet der Index automatisch ab. «Man sollte nicht erwarten, dass ein aktiv gemanagter Fonds einen ETF dauerhaft schlägt», sagt auch Prof. Martin Weber, Leiter des Instituts für Investmentbanking an der Universität Mannheim.
An Indexfonds verdienen die Anbieter von Riester-Produkten weniger - für Verbraucher sind die Kosten geringer. Aber ob die Anbieter in ihre Produktpalette auch die günstigeren ETFs aufnehmen, liegt bei ihnen selbst. Laut einem Sprecher des Bundessozialministeriums beeinflusst die Bundesregierung die Gestaltung der Produkte trotz deren staatlicher Förderung nicht.
Schlecht gefahren sind Kunden bei kluger Auswahl aber auch mit den bisherigen Riester-Fondsprodukten nicht, urteilt Stiftung Warentest in Berlin. Ein Vergleich der Zeitschrift «Finanztest» ergab: Die besten Produkte erzielten bislang pro Jahr mehr als neun Prozent Rendite, und die staatliche Förderung brachte zusätzlich bis zu fünf Prozent. «Das muss ein ETF erst einmal schaffen», sagt Karin Baur von der Stiftung Warentest.
Ihr zufolge hinkt der Vergleich zwischen Riester-Fonds und ETFs mindestens in einem Punkt. Schließlich böten Riester-Produkte eine Kapitalgarantie: «Die eingezahlten Beiträge gehen auf keinen Fall verloren.» Bei ETFs trage dieses Risiko der Anleger. Deshalb empfehlen die Experten auch nicht, auf Riester zu verzichten - Sparer sollten ihre Vorsorge aber auf breite Beine stellen.
Das Depot von Indexfonds breit streuen
Wer mit börsennotierten Indexfonds für das Alter vorsorgen will, sollte Fonds auf breitgestreute Indizes wählen. Börsenbarometer, die nur einzelne Länder oder Branchen abdecken, seien zu riskant. Als Basisinvestment empfiehlt Finanz-Experte Martin Weber von der Uni Mannheim einen Europa-Index wie den Euro Stoxx 50. Damit gehen Anleger kein Währungsrisiko ein. Wer das nicht scheut, könne sein Depot laut Verbraucherschützer Niels Nauhauser um die global anlegenden Indizes MSCI Welt und MSCI Schwellenländer ergänzen.
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